The Room   Works by Mr. Simon Tyrrell inside the sixties

TheRoom
Lager / Showroom
Schulgasse 26
A-1180 Wien

Opening times:
tuesday till saturday
10.00-18.00h

or
date according to agreement

by Simon Tyrrell
Mobile 0664/8315289
by Christine Tyrrell
Mobile 0664/8315245

mr@theroom.uk.com

 

INSIDE THE SIXTIES 

 Ausgesuchten Fundstücke erzählen von 
Lebenslust, vom Jazz in der Tanzdiele und 
den Marlene-Dietrich-Filmen im Kino – vor 
dem Hintergrund politisch brisanter 
Klimaveränderungen. 
 
BY ALFRED BURZLER 
 
SIMON TYRRELL mag Gegenstände, die Geschichten 
erzählen. Es fasziniert ihn auch, wenn sich eine geografi sche 
Route nachvollziehen lässt, auf der mancher Wohngegenstand 
bewegt wurde oder auch bewegt wird. Einmal, erzählt er, hat 
er ein in Wien erworbenes Sideboard schnell an einen Freund 
in England verkauft. Der Freund dealte das Möbel gleich am 
nächsten Tag an ein Paar aus Brasilien weiter. Wenige Tage später 
wurde das Vintage-Fundstück, das ungefähr 50 Jahre lang 
in einer Wiener Wohnung gestanden hatte, nach Rio verschifft. 
„Irgendwann“, meint Simon, „werde ich ein Projekt machen, 
das diese Reisebewegungen von Möbeln zum Thema hat.“ 
Weitgereist ist auch Simon Tyrrell selbst. In den 1980er Jahren 
hat er am Royal College of Art in London ein Designstudium 
absolviert. Damals war die italienische Postmoderne richtungsweisend 
und so zog es den Memphis-begeisterten Briten nach 
Italien. In den folgenden Jahren arbeitete Tyrrell in italienischen 
Designstudios, darunter auch in den Büros von Designgrößen 
wie Michele de Lucci und Matteo Thun. Ebenso prägend waren 
dann einige Jahre in Asien, wo er unter anderem mit der 
Entwicklung moderner Spieluhren befasst war. Noch heute 
schwärmt er von der kuriosen Hingabe mit der sich große japanische 
Büros kleinen Details widmen. Irgendwann landete 
Simon Tyrrell in Wien und lernte hier nicht nur seine Ehefrau 
Christine kennen, sondern entwickelte auch die Passion für das 
Aufspüren von Vintage-Designartikeln. 
Die beiden gründeten das Label „The Room – inside the sixties“ 
und begannen mit einem Verkaufslager in Wien Ottakring. 
„Room“ war von Anfang an immer auch ein Raum für Entwicklung 
und Inspiration. Diese Grundhaltung wird insbesondere 
durch einen 2010 entstandenen Fotokatalog veranschaulicht: 
Für Fotoaufnahmen arrangierte Tyrrell Vintage-Fundstücke zu 
sensiblen Möbelskulpturen oder inszenierte fantasievoll Gegenstand 
und Umgebung. Das auch typografisch ansprechend 
gestaltete Booklet wurde im selben Jahr mit dem Design-andAdvertisig-
Award ausgezeichnet. 
 
Vor rund einem halben Jahr übersiedelte „The Room“ direkt 
an den Kutschkermarkt in Wien Währing und präsentiert sich 
hier als sympathische Vintage-Galerie. Die Entscheidung, im 
 
18. Bezirk einen Designladen zu platzieren, ist übrigens gut 
überlegt. Die Bewohner des Bezirks passen perfekt zur Zielgruppe 
des Ladens. „Es gibt hier wirklich viele junge Familien, 
die sich gerade einrichten. Es ist mittlerweile übrigens verboten 
,ohne Kinder hierher zu ziehen.“ Okay, stimmt nicht, das ist 
britischer Humor. 
Das Ecklokal war früher eine Filiale der Creditanstalt. Die Räume 
sind großzügig und licht, draußen vor den Fensterscheiben 
herrscht buntes Markttreiben. „Unten im Keller gibt es einen 
18 | FAQ PEOPLE | DESIGN
 
Raum, wo sich noch Bankschließfächer befinden. Da habe ich 
zuerst an ein Kino gedacht, jetzt plane ich eher einen Kaffeehausbereich 
oben und dafür unten einen Showroom“, erzählt 
Simon und es ist klar, dass vom Ladenkonzept in der Zukunft 
noch einiges zu erwarten ist. Auch eine Ecke für eigene Entwürfe 
könnte es später geben. Eine fixe Einrichtung ist bereits 
jetzt der sogenannte Designtalk. Designinteressierte treffen sich 
in regelmäßigen Abständen im Laden, um sich in entspannter 
Atmosphäre über Designfragen auszutauschen. 
Die Zeitspanne von 1955 bis 1965 sieht Simon Tyrrell als kreative 
Hochblüte im Design des 20. Jahrhunderts an. „Immer 
wieder unglaublich, was sich in diesen Jahren alles abgespielt 
 
hat.“ Später, meint er, werde das Design mehr und mehr technologielastig. 
So findet man in „The Room“ ein anregend durchmischtes 
Potpourri aus europäischem Nachkriegsdesign, Möbeln, 
Leuchten, Glas und Keramik mit Schwerpunkt sechziger 
Jahre. Nicht nur bekannte Klassiker werden präsentiert, sondern 
auch Stücke mit der Bezeichnung „unknown“. Begeistert auf 
die Designqualitäten von bestimmten namenlosen Entwürfen 
hinzuweisen, auch das ist Teil der Design-Mission von Simon 
Tyrrell. 
 
The Room - inside the sixties 
 
PEOPLE | DESIGN FAQ | 19
(Foto: Magdalena Blaszczuk)